Nachruf: Abschied von Reiner Benecke

Reiner Benecke hat für viele Jahre die Erforschung und Behandlung neurologischer Bewegungsstörungen in Deutschland maßgeblich beeinflusst. Seine prägenden akademischen Jahre verbrachte er in der Arbeitsgruppe von Prof. David Marsden am Queens Square in London. Gemeinsam mit ihm gründete er die International Society of Motor Disturbances, welche die ersten internationalen Bewegungsstörungskongresse ausrichtete. Diese europäische Gesellschaft fusionierte später mit der von Stanley Fahn in Amerika gegründeten MODIS Society zur heutigen International Society for Parkinson and Movement Disorders – der „Muttergesellschaft” aller Neurologen mit dem Spezialgebiet Bewegungsstörungen weltweit.

Ein besonderes Interesse von Reiner Benecke galt den Dystonien, die noch bis in die 80er-Jahre als psychische Erkrankungen galten, und erst von David Marsden als Basalganglienstörungen erkannt wurden. Deren Behandlung mit Botulinumtoxin machte er durch Einfuhr aus Großbritannien in Deutschland möglich und fühlte sich dieser Patientengruppe während seiner gesamten Karriere besonders verbunden. Maßgeblich beteiligt war er auch an den ersten randomisierten klinischen Studien, welche die Tiefe Hirnstimulation als Methode der Wahl bei schweren Dystonien etablierte. Als Direktor der neurologischen Universitätsklinik in Rostock hat er sich höchsten Respekt bei Fakultät, Mitarbeitern und Patienten erworben und auch das soziale Leben in seiner „neuen” norddeutschen Heimat mitgeprägt.

Eine schwere Erkrankung hat ihn in den letzten Jahren daran gehindert, sein Lebenswerk in seinem Sinne zu vollenden. Wir werden ihn stets als wertgeschätzten Kollegen, engagierten Neurologen, Lehrer und Wissenschaftler in Erinnerung behalten. Vielen, die ihn näher kennen durften, wird seine lebhafte, inspirierende, genussvolle und auch etwas „kantige”, aber immer aufrichtige und wohlwollende Art fehlen, mit der er stets das Beste für Andere – insbesondere seine Patienten – bewirken wollte. Wir haben einen besonderen Freund verloren.

Hier verlinken wir auf ein Video, in dem Reiner Benecke, in seiner sehr eigenen Art, mit Marc Hallet über die Anfänge der Movement Disorder Society (MDS) spricht, so wie viele von uns ihn in lieber Erinnerung behalten werden:

J. Volkmann und K. Eggert für die Deutsche Parkinson Gesellschaft

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